Über mehr als 5600 Quadratkilometer erstreckt sich das tropisch, sumpfige Gebiet an der Südspitze Floridas. Eine eindrucksvolle Landschaft, in der sich an fast jeder Ecke etwas Neues entdecken lässt. Wir haben im März 2015 einen Tag lang die Chance gehabt, die Everglades in ihren verschiedenen Facetten zu erleben. Gemeinsam mit Garl, dem Kopf hinter Garl’s Coastal Kayaking konnten wir zu Fuß und im Kayak die Natur der Everglades bestaunen. Garl ist eine lokale Berühmtheit, der unter anderem durch sein Mitwirken an einem Film der National Geographic auch über die USA hinaus Bekanntheit erlangt hat.
Sicherlich lässt sich an einem Tag nur ein Bruchteil des gewaltigen Repertoires der Everglades erhaschen, jedoch blieb uns nicht mehr Zeit für einen längeren Aufenthalt. In diesem Beitrag möchte ich euch einen kleinen Eindruck dieses fantastischen Fleckchen Naturs vermitteln und vielleicht auch ein wenig Geschmack auf mehr machen.

Unsere Tagestour bei Garl war in verschiedene Abschnitte aufgeteilt. Beginnend mit einer Wanderung durch die Waldlandschaft der Everglades, ging es mit dem Kayak weiter durch die Mangroventunnel des Süßwassergebietes. Dieser Teil war besonders spannend, da wir den Alligatoren hier sehr nahe kommen konnten. Anschließend wechselten wir mit unserem Kayak ins Salzwasser, wo wir im flachen Wasser Haie erspähen konnten und bei einem Glas Wein im Boot einen wunderschönen Sonnenuntergang beobachtet haben. Danach ging es auf eine kleine Nachtwanderung, bei der uns Garl gezeigt hat, dass die Everglades auch nachts nicht schlafen.
11:00 Uhr – erste Schritte durch den Nationalpark
Die ersten Kilometer geht es auf unserer Tour mit dem Auto und zu Fuß durch eine Landschaft, die fast überall durch flaches Wasser bedeckt ist. Lediglich Bäume (meist Zypressen) und Gräser ragen aus der teils spiegelglatten Wasseroberfläche heraus. An der ein oder anderen Stelle machen wir Halt und können Alligatoren sehen, die scheinbar regungslos im Wasser liegen und unsere Anwesenheit komplett ignorieren.

Auch einen kleinen Babyalligator können wir beobachten, der in einer Rohröffnung döst. Auch in der kleinen Variante wirken diese Tiere schon äußerst respekteinflößend. An dieser Stelle zahlt sich aus, dass Garl sich hier fast traumwandlerisch durch die Gegend bewegt. Er weiß an jeder Stelle, wo sich gerade ein Tier befindet und wie wir es am besten beobachten können. Ohne ihn hätten wir vieles einfach übersehen.

Immer wieder halten wir an und erspähen Alligatoren im Wasser. Wir brauchen häufiger etwas länger, um die Tiere zu finden. Gut getarnt und völlig regungslos sind sie für das ungeübte Auge fast unsichtbar.

Was durch unseren Fokus auf Alligatoren manchmal etwas in den Hintergrund rückt, auf unserer Tour durch die Everglades aber immer wieder auffällt, ist die unüberschaubare Anzahl Vögel, denen man in den Everglades begegnet. Ob fliegend oder in den Bäumen sitzend, überall läuft man ihnen über den Weg.

Auf unserem Weg zu Fuß durch die bewaldeten Abschnitte der Everglades ist Vorsicht geboten. Zwischen den Zypressen versteckt sich hin und wieder mal eine Schlange oder ein Alligator. Durch die stetige Veränderung des Wasserstandes ist der Boden sehr matschig und feucht. Ohne das richtige Schuhwerk kann das schnell unangenehm werden. Garl hat deshalb einfach mal komplett auf Schuhe verzichtet.

Wir haben es natürlich hauptsächlich auf die Alligatoren abgesehen. Vorsichtig laufen wir, immer brav hinter Garl, durch den Zypressenwald und können so das ein oder andere Tier entdecken.

Mit nassen Füßen und etlichen Alligatorbildern auf der Kamera geht es daraufhin langsam zurück zur Straße, wo unser Auto auf uns wartet.

Wer die Everglades durchfahren möchte, tut dies über ein gut ausgebautes Straßensystem, das sich auch auf eigene Achse erkunden lässt. Wir begegnen jedoch kaum einem anderen Auto. So richtig viel los ist heute zum Glück nicht.

13:00 Uhr – ab ins Wasser
Nach unserem ersten Teil des Ausflugs folgt die zweite Etappe über den Wasserweg. Mit Kayaks ausgestattet fahren wir durch das Süßwasser-Areal der Everglades. Auch hier teilen wir uns das Element mit einer ganzen Reihe von Alligatoren, die uns häufiger mal über den Weg schwimmen.

Der Weg über das Wasser ist noch deutlich beeindruckender als der Fußmarsch durch den Wald, da wir den Alligatoren hier erheblich näher kommen. Trotz allem ist Vorsicht geboten, da die Tiere bei zu viel Nähe aggressiv reagieren können. Also heißt es: Abstand halten!

Auch mit Abstand behalten die Alligatoren ihre respekteinflößende Ausstrahlung. So ruhig sie auch durchs Wasser ziehen, so gefährlich können sie werden.

Besonders spannend wird es, wenn wir mit unserem Kayak durch einen der vielen Mangroventunnel fahren. Die enge Gasse durch den Tunnel müssen wir uns manchmal mit Alligatoren teilen, die den Tunnel ebenfalls passieren möchten. Würden wir unsere Hände ausstrecken, könnten wir den ein oder anderen Alligator streicheln.

Die engen Mangroventunnel stellen unsere Steuerfähigkeiten des Kayaks ein aufs andere Mal auf die Probe. Selten folgen wir dem Wasserlauf so elegant wie die Alligatoren es tun. Mehr als nur einmal verkeilen wir uns mit dem Boot in den Ästen der Mangroven. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister.

Die Landschaft in den Everglades ist einfach wunderschön. Das klare Wasser wird gesäumt von saftigen, grünen Pflanzen und vermittelt eine Idylle, wie man sie sonst nur selten in Florida vorfindet. Häufig fällt uns während der Tour auf, dass ein Tag niemals ausreichen kann, um dieses Naturspektakel in Gänze erfassen zu können.

16:00 Uhr – weiter im Salzwasser
Nach einem kurzen Zwischenstopp geht es auf dem Salzwasser weiter. Alligatoren finden wir hier keine mehr. Dafür Pelikane und andere Vögel, so weit das Auge reicht.

Überall sitzen Pelikane in den Bäumen und lassen sich die Sonne auf ihren Federpelz scheinen. Die Farben, die sich uns hier präsentieren, sind fantastisch. Sattgrüne Bäume vor einem tiefblauen Himmel, gesäumt mit bunten Vögeln. Eine einzigartige Kulisse.

Nach und nach passieren wir immer mehr Bäume mit Pelikanen, bis sich die Umgebung plötzlich verändert. Zwischen uns und den Bäumen tut sich Land auf, das ebenfalls von tausenden Vögeln bevölkert wird. Zu den Pelikanen gesellen sich noch viele kleinere Vögel, die teils in Schwärmen dicht die Wasseroberfläche überfliegen.


Das Wasser wird nun immer weiter, bleibt aber konstant flach. Hier und da lassen sich Seerosen erblicken, die aus der Wasseroberfläche herausragen. Ein surrealer Anblick, wenn mitten aus dem flachen Wasser eine einzelne, einsame Pflanze ihre Blüte hinausstreckt.

Im flachen Wasser lassen sich sowohl Haie als auch Delphine beobachten. Wir haben leider heute nicht das Glück, einen Delphin zu Gesicht zu bekommen. Zumindest hat sich zwischenzeitlich ein Hai zu uns gesellt.

17:30 Uhr – Sonnenuntergang
Am Ende unseres Ausfluges erwartet uns eines der Highlights unseres Tages. Ein fantastischer Sonnenuntergang auf dem Wasser. Ich denke die Bilder sprechen hier für sich.




Zusammenfassend lässt sich eigentlich nur noch eines sagen: Die Everglades sind ein wunderschönes Erlebnis, für das man sich mehr als einen Tag Zeit nehmen sollte. Unabhängig von der Zeit, die einem zur Verfügung steht, sollte man diese wunderschöne Landschaft mit dem Kayak erkunden. Nur so lässt sich die Natur so bewundern, wie sie ist, indem man sich auf dem Wasser treiben lässt und die Umgebung auf sich wirken lässt.